Zerstörung von Wissen
– die Methode
Der enorme wissenschaftliche Fundus (s. Teil II) – wird allgemein so erfolgreich in Abrede gestellt, dass auch Betroffene und Umweltmediziner bei Fragestellungen, die schon vor über 20 Jahren gelöst wurden, von Forschungsbedarf reden. Der Teil der Wissenschaft, der mittlerweile wohl 50% der Bevölkerung mehr oder weniger unmittelbar bis dramatisch betrifft, existiert im öffentlichen Raum nicht. Diese Forschungsbedarf-Propaganda ist erfolgreich und effektiv. Jeder glaubt, dass im Bereich von Wissenschaft kein Unfug getrieben wird. Dem ist aber nicht so.
Harry B. Frankfurt, Spezialist für Moralphilosophie, auf der Princeton University: „On Bullshit“ (2006) die genannte philologisch-philosophische Begriffs-Analyse. Das Ergebnis: „Bullshit ist ein größerer Feind der Wahrheit als die Lüge“ (Frankfurt 2006, S. 61).
Bullshit ist nämlich leer – es sind Behauptungen, die weder bewiesen noch widerlegt werden können, freie Erfindungen also, wie der berühmte „Ökochonder“. Es gab nie auch nur eine Kasuistik, die letzteren beschrieben hätte, oder gar Diagnosekriterien, geschweige eine erfolgreiche Psychotherapie. Ein anderer Autor nannte es klassischen Wahn, das Gefühl, vergiftet zu sein (Röttgers 2000). Dieser Autor wollte meine Frage, ob er denn die Patientin, die er als Beispiel anführte, überhaupt gesehen habe, nicht beantworten, empfahl aber ein Lehrbuch über Wahnvorstellungen. Er hat also „Klassisches“ einem Problem, dass er nicht kannte, übergestülpt. Aus der griechischen Mythologie stammt die Bezeichnung dafür: prokrustisch. Prokrustes hatte ein Bett und hat die Leute dem Bett angepasst durch Strecken oder Kürzen. Angewandt auf chronische Intoxikation: wer vor Chemiebelastungen flieht hat eben eine Panikstörung. Dazu muss man ins Lehrbuch schauen, nicht in die Anamnese.
Daraus erwuchs der Vorschlag eines Psychologieprofessors MCS-Patienten mittels heimlichen Begasens zu therapieren (Bock & Birbaumer 1998). Prof. Birbaumer ist Phobiespezialist. Heimliche Behandlung ist rechtlich Körperverletzung. Das habe ich ihm mitgeteilt. Das hat die Sache gestoppt. All‘ dieser Unfug (Anleitung zur Körperverletzung, prokustische Übertragung von Wahn auf die Umweltmedizin) wird im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt, Kritik aber nicht „das interessiert unsere Leser nicht.“ – Bullshit überwindet auch Peerreviewing.
Verallgemeinerte Fehlorientierung
Lügen kann man widerlegen, Vorurteile nicht. Deshalb wird Bullshit in der Hauptsache aus Vorurteilen gemacht. Das ist die Kunst. Die Phobietherapie (Titel: Noceboeffekt) für MCS à la Birbaumer beweist, dass Bullshit nicht nur dem Hirn schadet (Gehirnwäsche), sondern auch materiell gefährlich ist (Körperverletzung).
Bullshit findet sich immer und überall, von der Reklame bis zur Rechtsprechung:
Kultur prägend |
“Das hervorstechendste Merkmal unserer Kultur ist, dass sie aus so viel Bullshit besteht. Jeder weiß das. Jeder von uns liefert seinen Beitrag. Wir halten die Situation für gegeben. Die Mehrzahl schätzt ihre Fähigkeit, B. zu erkennen und zu vermeiden von ihm beeinflusst zu werden, ziemlich optimistisch ein. So wurde das Phänomen weder von einer bewussten Entscheidung angegangen, noch zog es ständige Fragen an.“ (Frankfurt 2006, S. 1).
Frankfurts Blick auf die Kulturgeschichte zeigt folgendes Bild: Die Lüge wurde bereits bei Augustinus thematisiert (sein Interesse galt der Schwere der Schuld), aber erst Wittgenstein stellte die Frage, was eigentlich Unsinn sei und welche Rolle er im Erkenntnisprozess spielt. In der Erkenntnistheorie fragen wir nach der Irrtumswahrscheinlichkeit, halten aber ansonsten Darstellungen erst einmal für wahr, stellen in Rechnung, dass vielleicht da und dort ein „Missverständnis“ ein Lücke schlägt, aber dass wir zum eigenen Schaden viel Zeit mit reinem Unfug verbringen, ist nicht im Bewusstsein. Das dies erst jetzt in die philosophische Debatte eindringt, ist ein Mangel der Geistesgeschichte, der Folgen hat.
Der eigentliche Sinn des Bullshit ist Täuschung. Hanna Arendt macht einen Unterschied zwischen Lügnern und Verlogenen.
Was Betrug ist, glaubt jeder zu wissen. Rechtlich wird aber jede Betrugsweise extra unter Strafe gestellt – etwa Scheckbetrug oder Identitätsdiebstahl oder Kunstfälschung. Wie sieht es aber mit einer verfälschten Darstellung von Wissenschaft aus. „Das ist gemein“, sagte ein Anwalt grinsend. Auch wenn solche Gutachten auf dem moralischer Niveau sind, die Oma die Treppe runterschubsen und dann rufen, da, schau, wie die noch rennen kann, es schadet dem Gutachter nicht. Er ist nicht belangbar, er ist nicht fassbar, er bleibt Experte.
Die B-Methode – „Lüge nie!“
Woraus besteht nun der Unfug, der so gestaltet ist, dass es keiner merkt oder nicht wagt auszusprechen?
„Lüge nie, wenn Du Dich durchbullshitten kannst“ lehrt ein britischer Sergeant seinen Sohn in einem Ambler-Roman. Er ist ein Schlüsselsatz in jenem Essay von Frankfurt. Das Zitat stammt aus dem Oxford English Dictionary (OED).
Schlimmer als Lüge |
Bullshit hat weder mit Lüge noch mit Wahrheit etwas zu tun. „Bullshit“ entzieht sich der Wahrheitsüberprüfung. Er ist frei erfunden. Er ist Verlogenheit pur. Während der Lügner glaubt zu wissen, was wahr ist, schert sich der Bullshitter nicht darum. Versucht man ihn zu widerlegen, bullshittet er sich wieder heraus (wie Köhler auf Vorhalt seiner Rechenfehler, er hätte aus Versehen veraltete Daten verwendet, das sei nicht von Bedeutung, und schon war der Moderator (Lanz) überfordert – so durchtrieben stellt sich keiner einen deutschen Professor vor), denn er lockt den Widersacher auf sein Gebiet, das fern von Wahrheit-Irrtum-Koordinaten liegt und sich damit der Überprüfung entzieht.
Wer Bullshit widerlegen will, ähnelt einem, der sich durch strampeln immer tiefer in den Sumpf wühlt. Das beste Beispiel ist die Diesel-Grenzwert-Debatte: das Köhlerpaper enthält nur Bullshit. Köhler hat in seinem Berufsleben weder in Sachen Epidemiologie noch in Sachen Toxikologie einen Beitrag geleistet. Ihm wurden grobe Rechenfehler nachgewiesen (in Wirklichkeit hat er Zahlen einfache gegriffen (Kein Quellennachweis)). Das hat er eingeräumt und dann die Schultern gezuckt und gesagt, darauf kommt es nicht an. Er blieb der Experte und der Gegenstand wurde zum „Glaubenskrieg“ – so wurden 71 000 Publikationen von einem Ignoranten vom Tisch gefegt (Details unter Merz 2019).
In manchen Rechtsverfahren wird auf diesem Weg ein endloses Schriftverkehr-Pingpong unter dem Titel „Fragen an den Gutachter“. Der Bullshitter muss nur solange kreativ sein, bis das Gericht der hartnäckigen Klägerseite mit Prozessverschleppung droht. Beispiel:
Der Gutachter stellt fest, eine Exposition mit Lösemitteln sei nachgewiesen und der Kläger leide unter einer toxischen Enzephalopathie, Schweregrad 2A, es gäbe aber keinen kausalen Zusammenhang. So etwas gibt es nur in Gutachten - Ursache und Wirkung ohne Kausalzusammenhang! Er begründet dies damit, dass die Dosis zu klein dafür sei. Die Konzentration der Exposition kennt er aber nicht. Stattdessen finden sich zweieinhalb Seiten mit Zahlen, die völlig sinnlos nebeneinander stehen, wie etwa die Angabe, wie viele Kohlenstoffatome ein bestimmtes Lösemittelmolekül enthält. Er täuscht also eine quantitative Expositionsabschätzung vor und das Gericht lobt ihn ausdrücklich für seine Sorgfalt und Akribie und weist die Klage ab. Der Anwalt stellt wiederholt kritische Fragen, der Gutachter beantwortet sie weitschweifig: Bullshit rettet Bullshit. Ich hatte den Anwalt gewarnt. Er wollte das nicht glauben. (Gutachten Rettenberger ##). Dies ist auch ein Fall von Framing: Wechsel des Themas oder Deutungsrahmen (SZ 2019). In diesem Fall schreibt der Gutachter über Daten, die völlig irrelevant sind und verdeckt die Tatsache, dass er gar keine relevanten Daten hat.
Hierin liegt die Stärke des Bullshit: so grotesk, dass es keiner glauben mag. Bullshit ist eben unglaublich, stabil gegen peerreviewing, gerichtstauglich und auch diskutabel, …
Frankfurt zeigt, dass die Philosophie diese Frage Jahrtausende lang vernachlässigt hat. Erkenntnistheorie befasste sich nur mit dem Unbekannten, bestenfalls mit dem Irrtum. In einer Informationsgesellschaft ist es höchste Zeit, über Unfug nachzudenken. Vielleicht müssen wir noch Donald Trump dankbar sein:
„Jemand, der damit befasst ist über Fakten zu berichten oder sie zu verbergen, nimmt an, dass da wirklich Fakten sind und dass sie auf bestimmten Wegen bestimmbar und erfahrbar sind.“ [a. a. O. S. 60f].
Die Substanz von Desinformation ist „Bullshit“ |
„. . . lügen (macht) die Person nicht unfähig die Wahrheit zu sprechen, wozu Bullshitting tendiert. Durch exzessive Nachsicht gegenüber der Aktivität des Letzteren, was Behauptungen ohne Beachtung von irgendetwas außer, was ihr passt, zu sagen angeht, wird die Haltung einer Person, den Dingen wie sie sind, Aufmerksamkeit zu zollen, abgeschwächt oder geht verloren. Derjenige, der die Wahrheit sagt, und derjenige, der lügt, spielen auf verschiedenen Seiten, so zu sagen, im gleichen Spiel. Jeder reagiert auf die Fakten; wie er sie versteht, obwohl die Antwort des einen durch die Autorität der Wahrheit geleitet wird, während die Antwort des anderen sich dieser Autorität widersetzt und es ablehnt sich ihren Anforderungen zu stellen. Der Bullshitter ignoriert solche Anforderungen vollständig. Er weist die Autorität der Wahrheit nicht von sich, wie der Lügner, und widersetzt sich dem. Er nimmt diese gar nicht wahr. Deswegen ist Bullshit ein größerer Feind der Wahrheit als Lügen.(61 o., Unterstreichung vom Verfasser)
Die Lüge ist widerlegbar im Gegensatz zum Bullshit. Obendrein wird ihm auch noch leichter verziehen.
Man verzeiht die „Verlegenheit“ des Gutachters, der sich weigert sich überhaupt mit den toxischen Krankheitsbildern zu befassen und deshalb auf Psychosomatik tippt. Der Lügner behält in der Regel seine Ehre nicht, der Bullshitter schon. Sie bleiben alle in Amt und Würden. „Ohne Reste von Moral“ beschrieb der Spiegel (##) den „Unbedenklichkeitsgutachter“ Lehnert, der schon an der Uni Hamburg nicht haltbar war und deshalb nach Erlangen (!) ausweichen musste. Unter der rot-grünen Bundesregierung war er wieder die entscheidenden Koryphäe in Sachen toxische Umweltrisiken: Generelles Statusgutachten des Büros für Technikfolgeabschätzung (TAB 1999) zum Zustand der Umwelt.
Zum B. gehört das Persönliche. Bullshit wird autoritativ – auch autoritär – vertreten. In der Judikative ist das die Rolle des (alles) entscheidenden Gutachters. Gute Bullshitter machen Karriere, aber in die Literatur geht der Bullshitter nicht ein. Vertrauen in den falschen Gutachter steuert die Exekutive, die Legislative und Judikative in die falsche Richtung (vgl. u. Experten und Rechtsstaat) [1]. Dieses Vertrauen macht aus Bullshittern Koryphäen, die dann in anmaßender Attitüde auch offensichtliche Zusammenhänge vom Tisch fegen und so jeden Kampfgeist entmutigen (vgl. u. Beispiele dazu in der Bullshitliste).
Bullshit oder Verlogenes hat einige notwendige Eigenschaften, ohne die er nicht auskommt. Frankfurt zitiert einen Kongress, der 1985 versuchte „Humbug“ zu definieren:
„täuschende Falschdarstellung, nahe zur Lüge, besonders durch großspurige Wörtern oder Taten, für Gedanken, Gefühle oder Attitüden von jemandem.“(Black 1985, zitiert nach Frankfurt 2006, S. 6)
Frankfurt hinterfragt vor allem dieses „nahe der Lüge“ (deshalb durchgestrichen) und kritisiert, dass B. ganz im Gegenteil Wissensdestruktion ist. Die anderen Eigenschaften sind wichtig bis notwendig:
- Die pleonastisch anmutenden „täuschende Falschdarstellung“ ist notwendig, um zu betonen, dass es um Täuschung geht.
- Bullshitting ist persönlich – „von Jemandem“ – und beschränkt sich nicht auf Aussagen. Ohne Anmaßung, Einschüchterung oder anderen Attitüden der Arroganz der Macht geht es nicht.
- Es ist eine Täuschungsmethode, die umfassend ist, Gefühle verändert, Gedanken zurechtrückt und Haltungen uminterpretiert
und
- Bleibt nicht bei Wörtern und Aussagen, sondern es geht um Taten: etwa die Rechte Geschädigter zu verwirken, die Gesellschaft ganz allgemein fehl zu steuern: etwa „Unbedenklichkeit“ zu reetablieren, die es nicht mehr gibt: „All Ding ist Gift …“.
Unsere Kultur wird demnach von durch und durch verlogenen Persönlichkeiten verleitet, die mit Macht und Ansehen belohnt werden (Lehrstuhl, Bundesverdienstkreutz), wenn sie den Rechtsstaat unterlaufen helfen. Wenn etwa nicht zu vermeiden war, dass eine bestimmte Krankheit als Berufskrankheit anzuerkennen ist (vgl. u. „Gremien“), muss anschließend dafür gesorgt werden, dass die einzelnen Fälle, ihr Recht nicht bekommen.
B. ist durch die genannten Eigenschaften juristisch resistent. Ich habe mich immer gewundert, warum sich Juristen so schwer damit tun. Schließlich sind Falschdarstellungen und Täuschung juristische Themen seit es Rechtsprechung gibt, seit Hammurabi († 1750 v. Chr.). Juristen kommen dennoch mit Bullshit nicht zurecht. Wenn man sie warnt, verstehen sie es falsch.
Leersätze als Lehrsätze
Das Folgende verfolgt den Ehrgeiz, auch Laien – Juristen, Journalisten - Bullshit erkennbar zu machen. Zumindest sind es Varianten, die immer wieder angewandt werden, um den Vergifteten ihre Rechte zu nehmen. Die Liste ist lang, denn sie wurde Jahrzehntelang eingeübt. Das mag ermüden. Der Leser kann am besten die Punkte überfliegen und diejenigen herausfinden, die er benötigt oder die ihm am ehesten einleuchten.
Gipfelleistung [2] – aktuell – ist Köhler (Köhler 2019): auf zwei Seiten keine einzige Äußerung, die wissenschaftlich haltbar wäre: B. benötigt nicht viel Platz, es ist ja inhaltlich leer. Aber die Kritik benötigt mehr Raum und die Liste der Kritikpunkte ist lang. Das ist die Stärke von Bullshit: mit einem Wisch, alle Wahrheiten vom Tisch fegen (ausführlich die umweltmedizinischen und toxikologischen Aspekte: www.blog.dr-merz.com.). Er erklärt den wissenschaftlichen Fundus von 16 000 Publikationen (Medscape 2017) für unsinnig und die Immissionsgrenzwerte, die seit den 60er Jahren existieren und seither auch abgesenkt wurden für aufgeblasen. Das ist die bisherige Gipfelleistung in Sachen B. die Totalvernichtung von jahrzehntelangen wissenschaftlichen Bemühungen. Diese Lapidare Schnoddrigkeit ist auch die Konsequenz aus der Verzagtheit der Kritik. Keiner hat sich bisher getraut, den Zusammenhang von Karriere und Bullshit zu thematisieren. So schreitet die Destruktion der Wissenschaft voran.
Köhler fegt den Gesundheitsschutz unter den Tisch, indem er behauptet durch die Luftverschmutzung sei noch keiner tot umgefallen. Das ist klassisches Framing: Tod statt Krankheit. D. h. bedeutet, dass er Krankheiten gar nicht ernst nimmt. Das ist niemand aufgefallen und er wurde weiterhin als Mediziner ernst genommen. Er als Lungenfacharzt übergeht die Hauptwirkungen: Asthma bronchiale (Atembeschwerden als unspezifische Hyperreagibilität) und COPD (obstruktive Atemwegserkrankung mit Lungenschaden) beides kann zu Arbeitsunfähigkeit führen (anerkannte Berufskrankheit BK4302) – K. ist Klinikarzt in der Klinik der Berufsgenossenschaft Gloster Grafschaft). Lt. neuester Forschung kommen als weitere Folgen noch Diabetes, Vaskulitis, Schlaganfälle und insbesondere Herz-Kreislaufversagen (UBA 2019ab) dazu. Der Organismus wird mannigfach geschwächt und deshalb ist auch vorzeitiges Ableben mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit die notwendige Folge. Über Abschätzungsmodelle und deren numerisches Ergebnis kann man diskutieren. Das nennt man wissenschaftlichen Diskurs. Dies aber „unsinnig“ zu nennen, ist Bullshit, denn er schneidet den wissenschaftlichen Diskurs aus der Realität aus. Das ist seine Aufgabe.
K. ist auch Hellseher. Er hätte noch keinen Patienten gesehen, der wegen Feinstaub oder NOx krank geworden wäre (Das Original dieser Bullshitvariante stammt von Hetzel (StN 2017) einem Stuttgarter Lungenfacharzt). Wie kann er das feststellen? Etwa durch die Anamnesefrage „Wie oft atmen Sie?“. Zur Ursachenaufklärung muss man die Epidemiologie heranziehen. Am Einzelpatienten ist es nicht erkennbar. Jene Aussage erfolgt also wider besseres Wissen. Die Anamnese liefert einen Hinweis bei Raucher oder Schweißer, bei sorgfältiger Datensammlung hätte etwa die Stuttgarter Klinik den Zusammenhang etwa mit „Innenstadt“ finden können. Aber das wäre mit Arbeit verbunden, mit Bullshit steht man gleich in der Zeitung. Köhler weiß alles und zwar besser: die Grenzwerte seien „Seifenblasen“ oder „aufgeblasen“ (StN 2018). Mit „aufgeblasen“ sind wir beim richtigen Thema. Wer bläst einen drittklassigen Klinikarzt zum Experten auf? Zum Beispiel eine Fachgesellschaft, die sofort alles unkritisch übernimmt (DGP 2019).
Leere
Die folgenden Punkte 1. bis 7 widmen sich der inhaltliche Leere: eine riesige Sprechblase ohne Text – aufgeblasen eben. Die Enttäuschung, die damit einhergeht ist gewollt, denn sie führt zu Resignation – Schwächung des Gegners. Mit der Attitüde des allwissenden Experten wird reklamiert, man müsse die Ursache erst erforschen. So schafft man Tabula rasa vernichtet den Stand der Wissenschaft und entmutigt Kritische Recherche.
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Nichtwissen
Die Leute wissen nicht, dass in einem Gutachten Aussagen über Nichtwissen nichts zu suchen haben. Das ist die effektivste Methode durch Ignoranz zu einem Lehrstuhl oder zu einer Stelle als Klinikleiter zu kommen.
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Allwissen
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Handbuch zur Entmutigung
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Notausstieg Rationalität
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Diskriminierung: „Seriosität“
B-Klassiker ist das Steinzeit-Argument, seit es ökologische Vorschläge gibt. Es ist Bullshit-Urtyp. Es behauptet eine Beschneidung von „Zivilisation“ und vernichtete Wissenschaft. Eine Variante gibt es von einem Nobelpreisträger:
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Mittelalter / Steinzeit
Kopfstand – Umkehrung der Beweislage
Die Beispiele unter 8. Zeigen wie man aus Leere Leersätze macht, die wie grundlegende Lehrsätze daherkommen wie apodiktische Lehrsätze ‚ex kathedra‘. Sie sind plausibel, also einleuchtend, weil simpel, genau richtig für Sacharbeiter der Versicherungen und schön handlich für einen Textbaustein. Solche Leersätze haben keine Belege und sind gerade deshalb unwiderlegbar; so unwiderlegbar wie der Satz, dass alle Menschen über 3 m grüne Haare haben. Das ist ein weiteres Charakteristikum von Bullshit: reiner Unfug, der nicht überprüfbar ist. Chemikalienopfer sind demzufolge Bullshitopfer.
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Chronische Vergiftung sei en toxikologisch unplausibel
- Epidemiologische Signifikanz ist Beweis. Die Toxikologie hat das ‚Wie‘ aufzuklären, d. h. die Dosis zu finden. Bei Benzpyren vergingen160 Jahre. Alte Grenzwerte sind keine Widerlegung, sondern Destruktion von gesichertem Wissen. Veraltetes ist etwa das Äquivalent von „Teufelswerk“ in der Scholastik.
- Kleine Halbwertszeiten bezeugen entweder starke Metabolisierung (= Wirkung) oder rasche Ausleitung oder eine Kombination. Das zu klären ist ‚interessant‘. Sie sagt nichts über die Dosis-Wirkungs-Beziehung aus. Sie verführt nur zu der voreiligen Vorstellung, die Toxizität verschwinde rasch. Was rasch verschwindet ist nur die unmetabolisierte Ausgangssubstanz.
- Die Behauptung, dass Progredienz (Verschlechterung) nach Expositionsende spräche gegen eine toxische Ursache folgt der gleichen „Plausibilität“. Die Epidemiologie mit Verlaufskontrolle bewies das Gegenteil (Edling et al. 1990, Orbaek & Lindgren 1988). Glücklicherweise wurden gerade diese beiden Studien falsch zitiert. Aus Bullshit wurde eine Lüge. Ohne diesen Fehler wäre wahrscheinlich auch hier die Aushebelung der Epidemiologie gelungen, statt zu einem Neuen Merkblatt zu führen (BMA 2005). So schwer ist Bullshit beizukommen.
Letztlich hat der Bullshit aber doch triumphiert, da das neue Merkblatt von den Betroffenen, den Umweltmedizinern und ihren Anwälten nicht genutzt wurde. Das ist dann letztlich erfolgreiche Gehirnwäsche. Bei denen ist bis heute nicht angekommen, dass die Anerkennung im Einzelfall nicht von Stand der Wissenschaft
Der nächste Bullshitkomplex ist der wissenschaftliche Kopfstand: ein Beweis wird dadurch unterlaufen, dass weitere Aufklärungsmerkmale (weitere Ursachenaufklärung) verlangt wird. Die Epidemiologie liefert einen Zusammenhang, etwa mit einem bestimmten Beruf, Stoff oder Örtlichkeit. Die Anerkennung im Einzelfall darf nun nicht von weiteren Nachweisen abhängig gemacht werden. Schließlich darf man nicht vom Vergifteten verlangen, dass er Differenzieren kann, was auch die Wissenschaft nicht kann und biochemisch auch sinnlos ist. Das macht eben Bullshit: er verlangt nicht nur die Einzeldosis, sondern obendrein den Einzelnachweis für die jeweilige Neurotoxizität der Einzelstoffe.
- Die Aushebelung der Wissenschaft durch Grenzwerte liegt nicht nur darin, dass veraltete, zu hohe Grenzwerte angewandt werden (Akutschwellen statt chronische Wirkschwellen – das bringt einen Faktor 1000, vgl. Teil II, q#),
- sondern überhaupt. Die Epidemiologie liefert Beweise, die Kausalität direkt. Wirkschwellen sind variabel: alte Faustregel für Individuen unterschiedlicher Suszeptilität -> Faktor 10; sie ist auch zeitlich variabel - Stichwort Risikogruppen (SRU 1987).- je größer die Vorschädigung, desto größer die individuelle Abweichung. Nun wird gerade diese Größe zum Scheidewasser für die Objektivität gemacht, was wissenschaftlich nicht möglich ist,
- selbst, wenn man Wertebereiche einführt. Dass es keine Wirkschwellen gibt, ist bisher nur bei Krebs anerkannt, aber auch für sensibilisierende Arbeitsstoffe (MK-Liste), damit für alle spezifischen und unspezifischen Allergien (zu letzteren zählt MCS); sie muss auch Neurotoxizität gelten, da hierbei der Übergang zu „krank“ fließend ist (WHO 1985) und sich zeitlich langsam vollzieht. M. a. W. Wirkschwellen sind kein Gradmesser der Objektivität.
- Es ist eine zweite ‚Sicherung‘ gegen Rechtsansprüche, dies auch noch an Einzelstoffe zu koppeln. Die Epidemiologie bezieht sich nicht auf Einzelstoffe, da es immer Mischintoxikationen sind, die krank machen: VOC, PAH, Dioxine, PCB, OP, Phtalate etc. kommen immer vergesellschaftet vor, etwa weil bei der chemischen Fraktionierung oder Synthese immer ein Gemisch entsteht oder in der Praxis immer Rezepturen zum Einsatz kommen. Lösemittelgemische bewirken eine TE und eine TPNP (BMA 1996, Ziffer 4). Das ist bewiesen. Dieser Beweis bedarf keiner Auflösung in Einzelbeiträge. Er wird mit der Frage nach Einzelstoffen unterlaufen, i
- Die Epidemiologie ist auch der endgültige Beweis für Neurotoxizität beim Menschen überhaupt. Der Tierversuch hilft in Sachen Neurotoxizität nicht weiter (vgl. Teil II, q#). Woher auch? Wortfindungsstörungen im Tierversuch? Epidemiologisch gibt es Ergebnisse über Gemische und zwar ausschließlich positive (BMA 1996). Es gibt kein VOC-Gemisch ohne diese Wirkung (außer der Triebigschen Malerstudie – international einzigartig). Die Dosis hat Mølhave für den TVOC (Summe aller Lösemittel oder VOC) gefunden (Mølhave 1986). Nun steht in ablehnenden Gutachten, die Stoffe der Rezeptur seien nicht neurotoxisch, gemäß Triebig-Liste.
- Diese Destruktion kennt mittlerweile zwei Varianten:
- Nach dem Scheitern des alten BK-Reports 3/99 (vgl. Teil I) wird im BK-Report 2/07 erklärt nur 15 VOC seien neurotoxisch (die sind natürlich schon weitgehend aus den Rezepturen verschwunden). Die Liste ist weltweit einzig (vgl. Merz 2005a). Alle anderen VOC seien zwar narkotisch, aber dies sei ja reversibel (BMA 2005). Das braucht schon eine besondere Chuzpe: erst die BK 1317 auf 15 Stoffe zu reduzieren und dann auch die narkotische Wirkung von der chronischen Neurotoxizität völlig abkoppeln. Das ist ein BG-Alleingang, wissenschaftlich durch nichts gedeckt, aber der generelle Leitfaden des deutschen Sozialrechts – Das ist das Problem.
- Eine Weiterentwicklung ist eine ganz neue These, nämlich die der Struktursensibilität der VOC. Damit will der Erfinder begründen, warum für jede Substanz immer wieder erneut der Nachweis der Neurotoxizität erbracht werden muss. Damit wird der Schritt vollzogen, dass die BK 1317 komplett unterlaufen wird. Die These von der Struktursensibilität, wird bereits durch diese Liste selbst wiederlegt: die 15 haben ganz unterschiedliche Strukturen. Das ist klassischer Bullshit, aus der Not eine These aus den Fingern gezogen.
- In einem Büro, in dem fast 30% der Angestellten erkrankten, wurden viele Stoffe nachgewiesen, aber keine in hohen Konzentrationen. Mit der Prävalenz steht die Kausalität fest. Sofern die Liste der Stoffe als ungenügend empfunden wird, muss entweder die Mutmaßung weiterer Stoffe, die eben nicht gefunden wurden oder – in diesem Fall eher naheliegend – die Kombinationswirkung akzeptiert werden. Das hatte aber die Klägerseite nicht verstanden und hat sich ihr entscheidendes Argument ausreden lassen.
Für den Leser wird es bis hierhin ermüdend gewesen sein. Auch das ist eine der Wirkungen der Leersätze: ständige Wiederholung und ständig Variation verändert die Denkweise und blockiert letztlich auch den gesunden Menschenverstand.
Objektivierung
Ergänzend zu 10.1 muss zum Begriff der Objektivität zurückgegangen werden. Auch der ist letztlich ein Opfer von Bullshit. Bis hierher, war gezeigt in wieviel Varianten die Dosis als Ausschlusskriterium etabliert wurde, weil sie dazu nicht geeignet ist. Die Toxikologie geht immer von der Wirkung aus und sucht die Dosis – seit Paracelsus (‚All‘ Ding ist Gift …). Heute ist das pervertiert zum Schaden der toxischen Invaliden und auch zum Schaden von unserem Wissenschaftsverständnis. Dies war die Linie von Schlatter im Holzschutzmittelprozess (Schöndorf 19##). Man hat ihm dort nicht geglaubt, aber letztlich bestimmt es noch heute das allgemeine Bewusstsein – insbesondere die Rechtsprechung.
Das allgemeine Bewusstsein nimmt nur die Akutschwelle richtig ernst und nur gravierende Symptome. Auch letzteres wird nun sukzessive abgebaut: die Krankheiten werden zu rätselhaft heruntergestuft, auch bisher anerkannt Krankheiten, wie etwa Autoimmunkrankheiten (Bsp. Hashimoto).
- Die Forderung nach „Zeitnähe“ ist immer noch überzeugend, obwohl die Existenz von Berufskrankheiten das Gegenteil beweist. Es funktioniert: Bullshit ist eben einleuchtend ohne Nachdenken.
- Erfolgreich vor Gericht war die Behauptung, Pyrethroide besäßen keine chronische Wirkung (s. o. Altenkirch ##, Gestergutachten). Das wäre dann die einzige Substanz, die nur akut wirkt. Als Beleg gab der Gutachter an: telefonischer Konsens aller seriöser Experten. Das Gericht fand das nicht beanstandenswert. Die Klägerseite fand eine Anzeige gegen den Gutachter (vereidigt) „Mätzchen“. Was war das? Der Gutachter dreist, das Gericht voreingenommen, die Klägerseite zu feige.
- Die Symptome etwa einer TE werden als nur subjektiv verworfen. Objektivierung von Einzelsymptomen ist nicht möglich. Die Diagnosen sind durch Symptommuster (=Diagnosekriterien) definiert (WHO 1985, vgl. Teil II). Die Diagnose ist die Objektivierung (vgl. Merz et al 2004). So werden auch die Definitionen ebenso vernichtet wie die Erkenntnisse der chronischen Toxikologie.
- Gesundheitlichen Auffälligkeiten bedingen rechtlich Handlungsbedarf. In den Schulen mit solchen Auffälligkeiten, wurden Eltern und Lehrer eingeschüchtert.
Man hat den Schülern die Symptome ausgeredet und mit „wird schon“ bagatellisiert. Alle haben in das Horn gestoßen: Gesundheitsamt, Umweltministerium (Grüne), Gerichte – es gäbe keinen Handlungsbedarf. Bei Ähnlichkeit der Symptome ist allein die Anzahl der kranken Personen die Größe, die Handlungsbedarf anzeigt.
Die Elterninitiativen haben über alles diskutiert, nur nicht über diese ihre Rechte, genauso wenig wie jene unter 12.3 geschilderte Gruppe. Da wird über Körperverletzung diskutiert, sondern, ob Lüften etwas bringt. So setz sich der Bullshit durch und sei noch so hanebüchen.
-
Erlanger Fake
- Reha in der Psychiatrie ist direkte Körperverletzung durch Demütigung. Darüber hinaus ist es die Aberkennung der Menschenwürde. Rechtlich gibt es die Kooperationspflicht des Versicherungsnehmers. Der hat keine Möglichkeit eine Entgiftungs-Antientzündungs-Kur durchzusetzen. In aller Regel rät der eigene Anwalt noch zu. So ergibt sich eine perfekte Existenzvernichtung: Bullshit regiert die Routine. Der Invalide hat keine Chance.
So lieber Leser, jetzt haben Sie es geschafft. Sie sehen, dass Bullshitting ein kreatives Geschäft ist. All‘ diese Punkte machen – hoffentlich (!) – auch deutlich, wie dieser Aufwand dazu führt, alle zu vernichten, was eigentlich jeder nachlesen kann: die chronischen Vergiftungen werden zu chronischen Erkrankungen und die dafür verantwortlichen Konzentrationen in Luft, Wasser und Nahrung sind eben die aktuellen – anerkannt seit 1987. Die Erfahrungen erlauben, die Inhalation als am stärksten wirksam zu erkennen und der der giftigste Ort ist der Innenraum.
Debatten um Innenräume werden erbittert geführt und die Opfer haben stets das Nachsehen.
So hat sich die Prävalenz chronischer Erkrankungen von den ursprünglich genetisch bedingten wenigen Prozent auf 40% (2012 – 38%, ##) zugenommen und die Entwicklung der Intelligenz hat in den 90er Jahren einen Knick bekommen. Der Flynn-Effekt (nachweislicher Anstiegt des IQ seit den 30er Jahren) Hat sich umgekehrt mit minus 2 IQ-Punkten pro Jahrzehnt (Dutten et al 2016, Pietschnig 2019). Betrachtete man die Diagnosekriterien der TE war es zu erwarten.
Letzteres wird ignoriert. Leitsatz zur Reaktivierung alter Vorurteile war: wir müssen erst forschen. Das machen die Menschen gern: auf Fortschritt setzen; es ist ein Vorurteil/Frame das notorisch gut funktioniert: neu ist immer besser als alt. Die Geschichte erweckt den Anschein, als könne der Mensch sich nur weiterentwickeln, wenn er immer wieder vor seinen Fehlern ausbüxen kann: erst die Abholzung durch die Griechen, dann der Römer, später der Spanier. Das gilt zunächst „nur“ für den Ruin der Böden, aber das hat eben was von ‚Ast absägen, auf dem man sitzt‘. Bei den Mayas sieht man das Prinzip Überheblichkeit schön übersichtlich: in Mathematik waren sie gut, aber der Nahrungsanbau ist über den Grabstock nie hinausgekommen. So mussten sie mit Sack und Pack umziehen – mit Sack und Pack sind auch die Tempel gemeint. Mittlerweile werden frühe Kulturen auf der Arabischen Halbinsel und nahe des Indus ausgegraben, deren Ende mit Raubbau erklärt wird (Stichwörter: Meluhha, Makan, Archeologe: Weissberger). Die Menschheit hat also öfter Zivilisation probiert mit katastrophalen Folgen. Heute sind uns die Fluchtorte ausgegangen. Geistig/wissenschaftlich verdrängt man die Erkenntnis: Die Wissenschaft, die alles erklärt und klare Orientierung gibt, entwickelte sich von Anfang der 60er bis Mitte/Ende der 80er Jahre, dann setzte die Destruktion massiv ein. Daraus entwickelte sich ein Furor gegen alle Beweise, gegen die erkrankten Menschen. PCB-verseuchte Schulen wurden noch abgerissen, VOC-verseuchte Schulen wurden gesundgemobbt.
Das Framing hat gut geklappt: das entscheidende Thema, nämlich das Recht wurde von den Aktivisten nie angesprochen, weder Artikel 2,2, noch Körperverletzung noch Prozessbetrug, sondern Forschungsbedarf. Das ist Restrisiko, geniest also keinen Rechtsschutz. Der Forschungsbedarf ist wiederum ein Frame: schaut nicht zurück, überprüft nicht, was ihr verschlafen habt. Die ‚Wissenschaft‘ wurde dann auf den status quo ante eingefroren, also vor den so produktiven 80er Jahren und schließlich auf Einzelstoffe, als ob diese nichts miteinander zu tun hätten, auch wenn sie die gleiche Wirkung erzielen und schließlich auf Konzentrationen. Das ist das Sicherheitskonzept der Verursacher. Es wird noch lange effektiv funktionieren.
Die Wissenschaft konnte es schon Anfang der 60er Jahre prognostizieren, ab den 80er Jahren definieren und die Dosis-Wirkungsbeziehung erfassen – die Welt war als toxisch erkannt – ab den 90ern erkennen, dass auch die Krankenrate steigt und wissen wir zweifelsfrei, dass unsere Intelligenz abnimmt.
Es gibt im Bereich Gesundheit kein wissenschaftliches Problem. Es gibt ein Fehlentwicklung aufgrund gezielter Fehlinformation. Diese sind an Personen gebunden. Immer gibt es einen Experten, der die Entwicklung zwar nicht erklären kann, aber genau weiß, dass es nicht die Schadstoffe sind.
Noam Chomski erklärt die Entwicklung (SRF 2012): in der Reklame wird alles versprochen, aber keine Produktinformation gegeben, was dazu geführt hat, dass auch aus den Wahlkämpfen der politische Inhalt herausgenommen wird und nur zählt, dass der Kandidat kinderlieb ist und sich immer die Hände wäscht. Auf diesem Weg sind auch die Fachfragen personalisiert worden: Je weniger dem Experten Fachkenntnisse im Weg stehen, desto besser ist er als Bullshitter. Köhler hat es nicht gestört, dass seine Zahlen und damit seine Grundaussage falsch waren. Das wird sich erst ändern, wenn solche Experten durchfallen.
Solche Leute sind Produkt: Köhler wurde eine Zeit lang als Vortragender herumgereicht. Veranstalter eine „österreichische Motorenfirma“. Er sei „eine große Nummer“ als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie – von 2002 bis 2007 (StN 2018). Ein Jahr vorher hatte ein Stuttgarter Lungenarzt der Presse gesagt „kein Patient ist wegen Feinstaub hier.“ (Dr. M. Hetzel, StN 2017). Also: Hellseherei, gegriffene Daten und ein paar Kollegen, die zum Unterschreiben überredet werden konnten. Das ist ein Gemeinschaftsprodukt: der Experte. In einem Land, in dem einer den gesunden Menschenverstand verlieren muss, um Minister zu werden (Scheuer über Tempolimit), ist alles möglich.
Das Nominalismusproblem
Was keinen Namen hat, gibt’s auch nicht. Was also ist hier los? Im Deutschen gibt es nicht einmal ein Wort, im englischen war eine Begriffsklärung dringend erforderlich (2006). Das schützt die Bullshitter. enorm. Nach Hannah Arendt sind es Verlogene. Die wurden nur zu oft Diktatoren. Vielleicht die weniger Nachhaltigen (?) Vielleicht wird ja Experte zum Schimpfwort als Synonym für Verlogenheit und Menschenverachtung. Vielleicht bekommt ja der § 263 StGB einen neuen Abschnitt? Eher unwahrscheinlich, denn die Definition lautet „Absicht, sich einen oder einem Dritten …. Vermögensvorteil“ – das ist es nicht ganz: der Vorteil ist Karriere, der Vermögensvorteil auf der Seite der Versicherungen allerdings ist immens, aber die Zuordnung ist kompliziert. Fälschung? Für jede Art gibt es juristische Literatur: Unterschriften, Kunst, Produkte, Geld, … aber Wissenschaft? Solche Art Täuschung, die den Rechtsstaat aushöhlt, begangen von Leuten, die sonst wohl keine Karriere hätten machen können, hat keinen Namen. Darin liegt ihr Vorteil. Das macht sie „unfassbar“. Ein Jurist meinte grinsend, so etwas sei „gemein“. Ein anderer schlug „fortgesetzten Prozessbetrug“ vor, verfolgte es dann aber nicht weiter. Den Ernst der Lage hat keiner erfasst.
Bullshit ist schwer anzugehen, da ja alle, genau die Vorurteile teilen, die B. verwendet, um wissenschaftliche Aufklärung der Sachverhalte, verschwinden zu lassen. Bullshit bekommt aber Risse, wenn man auf Inhalt besteht, Beleg fordert, Vergleiche hinterfragt.
Beispiel: In einem Rentenverfahren ging es um chronische Migräne, wohl im Zusammenhang mit Lichtallergie: „Wir mussten die Kanzlei für das Mandantengespräch verdunkeln“, so der Anwalt. Der Gerichts-Gutachter behauptete, er könne die rezidivierenden Kopfschmerzen „nicht objektivieren“. Der Anwalt hat daraufhin gefragt: „Wie objektiviert man Migräne?“, wohl wissend, dass das nicht geht. Nun hat sich der Gutachter gewunden und der Anwalt hat ihn sich um Kopf und Kragen reden lassen. Nun zählte nur die Dichte der Krankmeldungen: Das Ergebnis war die Anerkennung der Rente.
„Es gäbe keine seriöse Publikation für chronische Pyrethroidvergiftung…“, sagte der Gutachter. Da haben wir gefragt, was denn „seriöse Wissenschaft“ sei. Da kam er aus dem Konzept und hat erklärt, dass wenn ein Kongress – „nach kritischer Diskussion zu einem Konsens findet“ (Merz 2001e) – also Zensur. Die Einschüchterung hat aber gut funktioniert. B. bricht zusammen, wenn die persönliche Attitüde versagt. Das war hier der Fall, aber die Richterin hat ihn gerettet und die Anwälte der Klägerseite waren auf diese Parteinahme nicht vorbereitet (Befangenheitsanträge müsse strategisch vorbereitet sein).
Bullshit kommt man bei, wenn man konkret fragt: etwa ein Beispiel für eine gelungene Psychotherapie eines toxischen Invaliden. Eine solche Kasuistik existiert nicht. Es gibt auch keine neue Diagnosedefinition. Der „Psycho“ hat dennoch – oder gerade weil niemand den Finger auf die Wunde gelegt hat - seine Schuldigkeit getan. MCS war ab da „psycho“ – also: inhaltlich leer, aber mit einem Namen belegt.
Bullshit hat verloren, wenn seine Lächerlichkeit wahrgenommen wird: Mitte der 90er Jahre versuchte die chemische Industrie MCS auf WHO-Ebene in IEI umzubenennen. Das ist gründlich misslungen, die WHO hat sich eindeutig distanziert (##) - nach gründlichem Protest einiger amerikanischer Umweltmediziner u. a. Claudia Miller (##) distanzier. Das IEI (Idiopathic Environmental Illness, Idiopathische Umwelterkrankung) ist eine Art schwarzer Schimmel – man wollte unbedingt das „idiopathisch“ in den Namen und dann wussten man nicht weiter. So wurde daraus die Lachnummer: Ideologisches Äquivalent der Inkompetenz. IEI ist in der Folge gescheitert. Ein seltener Sieg der Wissenschaft.
Der Publizist Kreimeier versuchte in der taz zu erklären, woher die politische Kraft der Politik von George W. Bush herrührte, dem, anders als Tony Blair, der Nachweis der Lüge nicht geschadet hat, sondern sogar seine Wiederwahl ermöglichte. Nach dem 11. September ist Bush dazu übergegangen, alles unter den „internationalen Kampf gegen den Terrorismus“ zu subsumieren. So konnte er alles bis hin zur Folter durchsetzen. Das ist die Kraft des Nominalismus. Nun hatte das Kind einen Namen. Ob es passte oder nicht [3], alles war Kampf gegen den Terrorismus. Es war letztlich egal, dass damit via Abu Graib die Anzahl der Terroristen verhundertfacht (Gourevitch & Morris 2009) und den IS geschaffen wurde. Der politische Inhalt ist nicht wichtig – nur der öffentliche Effekt.
Die beiden vernichtenden Namen sind „rätselhaft“ und „psycho“. Dabei ist das „rätselhaft“ das Schlimmere. Tja, Forschungsbedarf! Im großen Blutbild war nichts zu erkennen, tja, kann man nichts machen. Das ist das genaue Äquivalent des Verkümmernlassens als eine der schlimmsten Strafen in späten Mittelalter und frühen Neuzeit (Stichwort Oubliette). Die Opfer werden vergessen und regelmäßig wird Forschung vorgetäuscht. In den Nachrichten finden sich regelmäßig „neue“ Erkenntnisse aus „Studien“ über Ansteigen von Depression, Borderline oder Burn out usw.. Keiner kann eine Ursache angeben, aber diese als klassische Fehldiagnosen toxischer Nervenschäden (vgl. dazu Singer 1990) zu diskutieren, ist tabu. Die Gehirnwäsche funktioniert.
Konfuzius sagt: „Der falsche Umgang mit Wörtern, führt zu falschen Gedanken und letztendlich, dass die falsche Leute Macht ausüben.“ Sicher hat Konfuzius nicht an solche Leute wie Scheuer oder Köhler gedacht; sie zeigen nur wie tief die Schamgrenze gesunken ist. Für das Thema der Erhaltung unserer Art führt Bullshit dazu, dass die falschen Leute als Experten den Rechtsstaat unterlaufen.
Was kann man dagegen tun? Fragen wir mal Herrn Scheuer. Ihm ist da etwas herausgerutscht: der gesunde Menschenverstand. Habe den Mut Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen, fordert ein anderer, nicht Herr Scheuer. Wenn nun die Empfehlung des Gesundheitsamtes für eine VOC-belastete Schule lautet: Lüften und dann erst bei unter 15°C die Schleimhautreizungen geringer werden, ist es wohl nicht gesunder Menschenverstand, wenn die Eltern fragen „Dürfen die Kinder den Anorak angehalten“. Man erkennt unschwer, warum einer wie Scheuer Minister ist.
Die damaligen Jugendlichen Betroffenen haben die Feigheit ihrer Eltern nicht kritisiert. Die heutige Jugend ist anders – als ich 16 war, haben mich mein Moped und Mädchen interessiert, keiner der Mitschüler war in der Mittelstufe politisch – die heutige Jugend hat verstanden, dass ihre Elterngeneration die gesellschaftliche Entwicklung
[1] Konfuzius sagt: falscher Umgang mit Wörtern führt zu falschen Gedanken und diese führen dann dazu, dass die falschen Leute politische Macht ausüben.
[2] Hier sind alle Gipfelparameter gemeint
[3][3] Dafür gibt es auch eine alte philosophische Bezeichnung: prokrustisch. Der Prokrustes der griechischen Mythologie hatte ein Bett in das er Menschen legte und anpasste. Wer zu groß war, wurde gekürzt und wer zu kurz war, gestreckt