Wissenschaft entwickelt sich nach eigenen Gesetzen. Politik und Rechtsentwicklung haben nur beschränkten Einfluss, auch wenn sie das Geld sperren. So erging es Prof. Wassermann nachdem sein Gutachten zum Einsatz von CS-Gas bei der Polizei keinen Persilschein darstellte. Er klagte öfters, dass er ab da kaum noch Forschungsgelder bewilligt bekommen hat.
Es gilt auch das umgekehrte. Die Wissenschaft ersetzt auch nicht fehlende Courage. Das hoffte die deutsche Gemeinde der Umweltmediziner. Doch als Pall 2007 einen entscheidenden Durchbruch zu den Pathomechanismen der Mitochondrien und damit die Aufklärung für CFS einschließlich leicht zugänglicher Laborparameter publiziert hat, haben sie mitgewirkt das gleich wieder zu entwerten. Eine Erhöhung der NO-Konzentration wurde zum nitrosativen Stress umbenannt, statt CFS-Schweregrade zuzuordnen. Der wissenschaftliche Gehalt wurde durch die Diagnosebezeichnung weggewischt.
Es ist eben so: wenn man den Mut nicht hat, seinen Verstand zu gebrauchen, nutzen auch die besten wissenschaftlichen Grundlagen nichts.
Die Vorbereitung dafür war die Beschimpfung der Umweltmediziner als voreilig und unseriös auf der einen Seite und der Patienten als Psycho andererseits. Ob Einschüchterung wirkt, ist eine Frage der Vorrausetzungen. Die Patienten sind psychisch-mental geschwächt und die Mediziner sind bei ihrer Eitelkeit immer zu packen.
Dazu gehört das Aufstellen von Fallen. Da ist zum einen die Differenz zwischen dem aktuellen Stand des wissenschaftlichen Diskurses und dem allgemein anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis. Letzterer ist alt und zählt rechtlich. Wer nun glaubt, mit neuesten Publikationen punkten zu können, fällt in die Grube. In Sachen Kausalität geht es um die Aussagekraft der Epidemiologie und dem Zeitfaktor. Letzterer ist bis heute kein rechtliches Argument. Jeder weiß, dass Maler Hirnschäden bekommen können, aber immer verfängt das Argument, gerade in diesem Fall, sei die Dosis zu gering gewesen, auch wenn diese gar nicht bekannt ist. Damit dies funktioniert, muss eine Gedankenwelt erschaffen werden, die von der Realität völlig abgekoppelt ist, also kein Gran Wissenschaft enthält. Dann ist sie weder widerlegbar, noch leicht angreifbar. Widerlegen Sie den Satz: alle Menschen, die grüne Haare haben, sind drei Meter groß und zwar mit rein formallogischen Mitteln. Sie müssen dann definieren können, was ist Unfug ist.
Dies ist der Angriff auf die Wissenschaft. In den 80ern haben die Bürgerinitiativen alles anhand wissenschaftlicher Publikationen hinterfragt und so dafür gesorgt, dass es keine Plutoniumwirtschaft gibt und Recycling statt Verbrennung. Da spielte es keine Rolle, wer was geschrieben hat, sondern nur was dastand und mit welcher Begründung. Das gibt es heute nicht mehr: heute wird ein völliger Ignorant zum Experten aufgeblasen und es wird nicht hinterfragt, was er da von sich gibt (und wenn einer nachrechnet, und nachweist, dass die Zahlen falsch sind, hat es keinen Sturz des Experten zur Folge; der ist nicht peinlich). Es ist also gelungen, komplett von Wissenschaft, die jeder nachlesen kann, abzulenken. Wie das geht, wird nun aufgedröselt – Pardon (!) in seiner Struktur analysiert.
Doch zuvor will ich den Weg zur toxischen Verseuchung der Welt mittels und über den zweischneidigen Begriff der Sicherheit vorzeichnen