Definition der Umweltkrankheiten
Gesicherte Erkenntnis |
Um der Vielzahl der Informationen Herr zu werden und aus der Erkenntnis heraus, dass eine gründliche wissenschaftliche Diskussion nicht von allein zu einer allgemeinen Erkenntnis führt, muss eine Auswahl getroffen werden. Es muss für alle erkennbar sein, was wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis ist, was gesicherte Hypothese und was Forschungsbedarf darstellt.
Wissenschaftlich entschieden |
Die im Folgenden gelisteten Definitionen stellen den anerkannten Abschluss wissenschaftlicher Forschungen, also bereits entschiedene Fragen dar. All’ das, was bis auf den heutigen Tag in steter Wiederholung diskutiert wird, wie etwa die Vielzahl der Symptome und der Allerweltscharakter dieser Symptome, sind wissenschaftliche Themen gewesen. Sie sind in Studien am Menschen untersucht und die charakteristischen Muster sind zur Definition geronnen. Dieser Status ist vor allem rechtlich als allgemein anerkannter Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis entscheidend für die soziale Existenz der Erkrankten (vgl. TeilII).
Es sind wissenschaftlich gesehen seit den 80ern und den frühen 90ern keine Fragen mehr, sondern Antworten. Es gibt in dieser Hinsicht keinen Forschungsbedarf, aber wegen der hohen Prävalenz entschiedenen Handlungsbedarf in Sachen Aufklärung der Ärzte, der Kliniken und derjenigen Ämter, die in der einen oder anderen Weise damit befasst sind.
Din vielzitierter Satz von Helmut Kohl lautet: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“. Was hinten raus kommt aus der bunten Mischung von geschätzt 6 Mio Umweltgiften, sind die Umweltkrankheiten. Und deren Anzahl ist seht übersichtlich. Deshalb beginnt Teil II nicht wie vielfach üblich mit Giften, deren Wirkung, Kombinationswirkungen, guten und schlechten Entgiftern und ähnlichen Themen, sondern mit den Krankheitsbildern ***.
Die folgende Auflistung will im ersten Schritt dokumentieren, dass diese Krankheiten medizinisch-diagnostisch definiert sind, die Diagnosekriterien festliegen und wegen ihrer Häufigkeit (s. u.) ärztliches Allgemeingut sein sollten: s. a. Ärzteinformation im Anhang [i]. Patienten können mit dieser Liste ihren Arzt informieren. Sie soll den Patienten den Rücken stärken, als Beweis, dass sie keine Spinner sind. Die Liste soll auch recherchierende Journalisten informieren, dass es nicht um „rätselhafte“ Erkrankungen handelt und letztlich auch Anwälten zeigen, wie der rechtlich relevante „allgemein anerkannte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ tatsächlich definiert ist und zwar durch die dafür höchste Autorität, die WHO. Damit gehört sie zum allgemein anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis, was für die Rechtslage der Betroffenen von ausschlaggebender Bedeutung ist.
Historisch erste Definition
- Sick-Building-Syndrom (SBS), WHO 1982, Die ICD-10 Klassifikation T75.8 gehört zu Kapitel 19 “Verletzungen, Vergiftungen“.
Haut: Trockenheit, Reizungen, Juckreiz, Ausschlag
Augen: Brennen, Rötung, Bindehautreizung, Tränenfluss
Nase: Trockenheit, Schnupfen, Reizung
Rachen: Kratzen, Heiserkeit, Trockenheit
Lunge: Reizhusten, unspezifische Überempfindlichkeit, Infektanfälligkeit
ZNS: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörung, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, rheumatische Beschwerden.
Es ist der Innenraum, der krank macht. Außenluft tut das nur in Ausnahmefällen. Die toxische Belastung ist in der Regeln knapp zehnmal so hoch. Das ist seit 1962 bekannt (Randolf 1962#) und hier noch völlig unbekannt.
Deshalb ist diese obige Definition die Urmutter aller Definitionen für Umweltkrankheiten bzw. chronische Reaktionen auf Toxine im Niedrigdosisbereich.
Es ist kein Zufall, dass die historische erste Definition sich auf den Innenraum bezieht und es ist ebenfalls kein Zufall, dass das Symptommuster dem der VOC-Wirkungen gleicht. Diese Symptomliste wird durch toxikologische Daten der wichtigsten Schadstoffe im Innenraum abgedeckt. Dort sind die VOC dominant. Sie sind sowohl immun- als auch neurotoxisch.
Die Reizwirkungen treten in der Regel bei subchronischer Exposition auf (mehrere Wochen) und verschwinden bei Karenz. Bei längerer Exposition können chronische Schleimhautschäden entstehen. Die Immunschäden können als Allergien und MCS und/oder ein hyperreagibles Bronchialsystem chronifizieren (HRB, BK 4302). Die Nervenschäden chronifizieren als TE und TPNP (BK 1317). Würde SBS im Frühstadium ernst genommen, könnten die Chronifizierungen verhindert werden.
Das Typische ist die Vielzahl der Symptome. Das spricht demzufolge stets für eine zu hohe Belastung mit Toxinen. Typisch ist zum Zweiten deren Muster.
Diese erste Definition einer chronischen Intoxikation ist sehr oft ein sehr hilfreicher Schlüssel zur Aufklärung und Orientierung eines Falles mit einer dicken Akte. Da gibt es eine Odyssee von Arztbesuchen und entsprechenden Diagnosen, die sich dann meist gut zusammenfügen, wenn man das SBS-Muster zugrunde legt. D. h. dies ist der Schlüssel für das angeblich rätselhafte multivalente Beschwerdebild. Wer sich über die Odyssee der Patienten als „Ärztehopping“ mokiert, muss nur den obigen Schlüssel anwenden, um zu sehen, dass die Unkenntnis dieser Definition zur Unterlassung von medizinischer Hilfe führt.
Betrachtet man die Liste genau, so ist das eine ganz logische Konsequenz: es reagieren die Kontaktflächen des Menschen mit der Umwelt zuerst. Je nach Giftcocktail reagieren dann die empfindlichsten Gewebe und Systeme. Immer ist das Immunsystem involviert, denn dazu ist es ja da. Chronische Entzündungen und/oder rezidivierende Entzündungen führen zu spezifischen oder unspezifischen Allergien. Die HRB ist unspezifisch.
Ich hatte zusammen mit Silvia Müller von CSN alle hier aufgeführten Diagnosen auf einem Blatt „Ärzteinformationen“ vereinigt, welches auch viel heruntergeladen wurde. Es gab aber keine Rückmeldungen.
Dieses Muster kann viele Exponierte vor der Invalidität retten. Aber bislang – seit 1982 – wird alles getan um die Betroffen zu mobben.
- Toxische Enzephalopathie (TE), WHO 1985, ICD-10 Klassifikation G92, Kapitel 6, Erkrankungen des Nervensystems.
Schweregrad I (TE-1):
Erschöpfung, Ermüdbarkeit, Konzentrations- und Merkschwäche, Antriebsminderung, Reizbarkeit;
Schweregrad II a (TE-2A):
Persönlichkeitsveränderungen, signifikante Leistungsminderung und sensorische Störungen, Affektlabilität mit depressivem Einschlag, Nachweis: Testpsychometrisch;
Schweregrad II b (TE-2B):
wie II a, zusätzlich Ataxie, Tremor und Koordinationsstörungen
[1] nachweisbar;
Schweregrad III (TE-3):
schwere globale Einschränkungen der Gehirnleistung, ähnlich Demenz und Psychosyndromen. Nachweis hirnatrophischer Veränderungen mit CT und MRT.
Nervenschäden entwickeln Eigendynamik |
Diese Definition ist auf der Basis vieler hochrangiger epidemiologischer Studien gewachsen. 1985 haben alle die bei dieser Forschung mitwirkten zusammen auf dem Kongress der WHO in Kopenhagen ein typisches Muster aus der großen Zahl der Symptome herausgefiltert. Soviel Kompetenz war nie wieder zusammen.
Wer immer regelmäßigen beruflichen Umgang mit Lösemitteln hatte, zeigt statistisch signifikant ein erhöhtes Risiko, eine toxische Enzephalopathie zu entwickeln. Stoffe, die den Körper schnell verlassen, führen dennoch zu einer irreversiblen Erkrankung, die sich im Schweregrad bis hin zu Demenz entwickeln kann, und zwar auch noch nach Beendigung der Exposition. Alle Schweregrade sind irreversibel, es können Besserungen aber auch Verschlechterungen nach Expositionsende auftreten. Diese Variabilität ist von Symptom zu Symptom unterschiedlich – etwa Besserung im psychischen Bereich und Verschlechterung im mentalen Bereich (s. I, Edling 1988, Oerbeck 198#). Dies zeigen epidemiologischen Studien mit Verlaufskontrollen [BMA 1996, Übersicht: Merz 2004].
Eine Zeitabfolge nach Singer zeigt, dass die psychischen Funktionsstörungen zuerst auftreten, demnach als Frühsymptome zu werten sind (vgl. q#Seite 80). Singer zeigt auch, dass der Patient selbst viel zu spät merkt, dass er sich mental verändert hat. Hier sind vor allem das Umfeld und der Arzt gefordert. Anamnetisch ist dafür die Fremdanamnese sehr hilfreich. Heute ist es in der Regel so, dass erst bei Schweregrad 2B ernsthaft reagiert wird.
Der Kopenhagener Kongress hat sehr genau gewusst, dass die Entwicklung langsam geht und dass die frühe Diagnose entscheidend für das Schicksal des Einzelnen ist. Die TE1 wird hierzulande so gut wie nie erkannt. Denn es beginnt mit den psychischen Dysfunktionen (vgl. u. der komplette Verlauf nach Singer). Man stelle sich einfach diesen Zustand in einem Klassenzimmer vor: alle geistigen Funktionen sind gemindert bis auf die Reizbarkeit. Da hilft keine PISA-Studie weiter. TE1 ist bereits ein Handicap. TE2 ist dann schon eine Behinderung. Ob sie zu einer AU oder EU führt, hängt vom Giftcocktail und Einwirkungsdauer ab. Die 2A unterscheidet sich von der TE1 qualitativ nicht, nur dass signifikante Testergebnisse gefordert sind. Bei der 2B kommen dann motorische Störungen und Unsicherheiten hinzu. TE3 ist Demenz und Hilfebedürftigkeit.
- Konsenskriterien für multiple chemische Sensitivität (MCS) [Cullen 1987, Cullen et al. 1995, UBA 2003##] – ICD-10 Klassifikation T87.4, Kapitel 19 „Verletzungen und Vergiftungen“
- Die Symptome treten nach Chemikalienexposition reproduzierbar auf.
- Das Beschwerdebild ist chronisch.
- Das Beschwerdebild wird bereits durch niedrige – zuvor tolerierte – Konzentrationen, die allgemein gut vertragen werden, hervorgerufen.
- Die Beschwerden bessern sich bzw. verschwinden nach Elimination des Agens.
- Reaktionen treten gegenüber zahlreichen, chemisch nicht verwandten Substanzen auf.
- Die Symptomatik umfasst zahlreiche Organsysteme.
Die toxische Suszeptilität ist veränderbar |
Die MCS-Definition drückt aus, dass die toxikologische Wirkschwelle keine feste Größe ist. Sie kann sich pathologisch verändern. Damit sind alle Grenzwerte, in welcher Form auch immer, Makulatur, sofern sie als Entscheidungskriterium für die Frage angesehen werden, ob die Erkrankung auf Intoxikation beruht. Der Text der MAK-Liste zu den sensibilisierenden Arbeitsstoffen bestätigt dies auch (MAK ##).
Diese Veränderung verläuft phasenweise: kurze Akutphase mit harmloser Symptomatik (etwa heftiges Naselaufen bei Exposition), gefolgt von der Latenzphase [Rea 1992, bei Ashford & Miller 1998 ‚Triggerphase’] bis die Adaptionsfähigkeit erschöpft ist und Sensibilisierungsphase beginnt.
MCS ist auch gemäß des Arbeitskreises MCS der deutschen Arbeitsmedizin eine schwere körperliche Erkrankung (DEGAUM: Wibritzki et al 2003 ##). Psychische Defizite sind auch bei MCS Frühsymptome. Die DEGAUM empfahl zu dieser Zeit, Psychotherapie als Stütze. Das wird auch in Dallas im EHC (Environmental Health Center) so praktiziert. Diese vorsichtige Annäherung wurde nicht weitergeführt und später wieder umgedeutet, als erkannt wurde, dass die Patientenscene und die Umweltmedizin gar nicht darauf reagieren.
Das Standardwerk ‚Chemical Sensitivity‘ aus den 90er Jahren wurde bisher nicht auf Deutsch übersetzt.
In Anknüpfung an die SBS-Definition ist MCS eine unspezifische Chronifizierung permanenter Reizung und Immunreaktionen.
Die Betroffenen können am normalen Leben nicht mehr teilnehmen, weil sie im Kaufhaus, der Tiefgarage, vollbesetzten Räumen auf Chemikalien reagieren, die mit unserer Hygiene zu tun haben oder der Innenraumbelastung. Das Hauptproblem der Betroffenen ist in der Regel, dass am Arbeitsplatz reagieren. Schwere Fälle haben kaum eine Chance verträgliche Wohnräume zu finden – Suizide als Konsequenz sind vorgekommen.
- Chronische Erschöpfung (CFS) nach CDC/WHO [Holmes 1988, Fukuda 1994 ]; ICD-10 Klassifikation G93.3, Kapitel 6, Krankheiten des Nervensystems:
Hauptkriterien: rezidivierende, paralysierende Müdigkeit [2] (Leistungsverlust > 50%), ohne Verschwinden durch Bettruhe, über mehr als 6 Monate, Ausschluss anderer Erkrankungen (wie etwa das Burnout-Syndrom)
Nebenkriterien: Schlafstörungen, zeitweilig Temperatur nicht über
38,6 °C, Halsschmerzen, Lymphknotenschwellungen, Muskelschwäche, Myalgien, Arthalgien2, Erschöpfung ohne Belastung, Reizbarkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Photophobie, Pharyngitis2
Die Hauptkriterien müssen gänzlich, die Nebenkriterien teilweise erfüllt sein.
Toxische Einflüsse beschädigen stets den Energiehaushalt |
Es ist kein Zufall, dass diese Definition die historisch letzte der Grunddefinitionen ist. Sie ist so etwas wie der gemeinsame Nenner. Sie ist dennoch notwendig geworden, da dieses Krankheitsbild auch ohne neurotoxische und immuntoxische Spezifika, also allein, auftreten kann.
CFS kann verschiedene Ursachen haben: Nicht behandelte Infekte, toxische Ursachen können direkt auftreten (etwa Organophosphate, VOC) oder indirekt als Folge von systemischen Entzündungen, etwa in Verbindung mit Allergien (Pall 1999). Stress kann ebenfalls Ursache sein. CFS ist Teilaspekt einer TE ab mittleren Schweregraden (Stufe 4. und 5., Singer 1990).
Der Ort des Geschehens sind die Mitochondrien, der spezielle Bereich in der Zelle, der die biochemische Energie liefert (ATP, FAD). Der Pathomechanismus ist seit 1999 bekannt (vgl. u., Mitochondriopathie). Er liefert auch einen messbaren Parameter – einen Anstieg der Stickstoffmonoxid-Konzentration – der als Nachweis gilt und in der Lage ist, den Schweregrad der Mitochondriopathie, d. h. des CFS, direkt zu messen.
CFS ist auch eine Störung der Hypothalamus-Hypophyse-Adrenalinachse (Bland 1998#).
- Toxische Polyneuropathie (TPNP) &&
Eine Polyneuropathie (PNP) kann viele Ursachen haben. Diagnostisch zeigen sich da keine Unterschiede. Sie tritt in Zusammenhang mit Diabetes Typ I, anderen Stoffwechselerkrankungen, Alkoholabusus, Entzündungen, Allergien und Gefäßerkrankungen auf. Die Vielfalt des klinischen Bildes ist ein weites Feld. Reinhardt nennt weit mehr als ein Dutzend Kriterien für die Differentialdiagnose [Reinhardt 2002].
Die toxische PNP (TPNP) ist entweder eine Ausschlussdiagnose oder zwingend in Verbindung mit TE, Schweregrad 2B.
Der Krankheitsverlauf der TPNP verläuft wie die TE unterschiedlich. Aber auch bei der TPNP gibt es keine Heilung. In günstigen Fällen werden Rückbildungen mit Residuen beobachtet. Es bleiben demnach immer nicht ausgeheilte Restschäden zurück. Ebenso werden Persistenz und Progredienz (Verschlechterung) [EPA 1983, Buchter 2004] beobachtet.
Die PNP kann sich so weit verschlechtern, dass der Betroffene nicht mehr ohne Gehhilfe auskommt.
- Fibromyalgie (FM), ICD-10: 79.9, Kapitel 13, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems.
FM ist über fünf Druckpunkte definiert, die bei FM äußerst schmerzempfindlich sind. Sie sind Stellen hoher Nervendichte.
FM tritt immer in Verbindung mit PNP auf. Bei über 3000 Patienten (davon über 1500 Fremddiagnose) wurde bei allen eine PNP gefunden. FM ist demnach wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Form der PNP (resp. der TPNP) mit der Besonderheit einer starken Druckempfindlichkeit der Nerven (diese Information stammt von Dr. Volker Remmers (mündliche Mitteilung, Mitautor in: Merz et al 2004).
- Systemische Entzündungen &&####
können vielfältige Erkrankungen nach sich ziehen: Enzephalopathien, rheumatische Beschwerden, Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Muskelschwäche, CFS, MCS ...... der Hauptteil der chronischen Erkrankungen [Bland 2000] ##. Die Neurochemie macht grundsätzlich entzündliche Prozesse für Nervenschäden verantwortlich (Shytle ##).
Mit anderen Worten, systemische entzündliche Prozesse sind die gemeinsame Ursache der von 1 bis 6 beschriebenen chronischen Erkrankungen. Dies ist der Schlüssel zu den Pathomechanismen der Chronifizierungen (Vertiefung vgl. u.)
Eindeutige klinisch-diagnostische Marker gibt es nicht. So kann Hyper- oder Hypothermie (Über- oder Untertemperatur), Hyper- oder Hypotonie (Blutüber- oder Unterdruck) die Folge sein (Harrison ##). Die Immunstati sind variabel. Dennoch lassen sich chronische Entzündungen und chronische Entzündungsbereitschaft diagnostisch aufdecken, indem die Entzündungsparameter denen gegenüber gestellt werden, die entzündungshemmend wirken (vgl. u.).
Entgegen dieser Liste haben psychiatrisch-psychosomatische Diagnosen als alternative Diagnose, wenn Vergiftungen auf Skepsis stoßen, keine wissenschaftliche Unterstützung. Solche sind erst Mitte der 90er Jahre aufgetaucht. Hypothesen schossen ins Kraut, wie die Toxikopie, der Noceboeffekt, der „Wahn vergiftet zu sein“. Sie hatten stets nur die Lebensdauer einer Publikation. Niemand konnte bisher eine Kasuistik mit einer erfolgreichen Psychotherapie an einem Patienten, der nach Selbstdiagnose an MCS leidet, vorweisen. Es gibt auch keine anerkannte neue psychiatrische Erkrankung im ICD (in Kapitel 5 unter „F“).
Es gibt dagegen sehr wohl ernsthafte Auseinandersetzungen von psychiatrischer Seite mit solchen Patienten – die Kinderpsychiaterinnen Doris Rapp, Prof. Irsi Bell und der britische Psychiater Mackarness. Sie empfehlen und praktizieren erfolgreich die Hyposensibilisierung nach Miller (vgl. u., Kapitel Therapie).
Zwei Fälle kann ich aus eigener Praxis anfügen. Auf Empfehlung der Notaufnahme, cerebraler Krampfanfall nach Kammerjägereinsatz, hat die Betroffene eine Psychiaterin aufgesucht. Nach drei Sitzungen hat diese erklärt, sie könne nicht helfen, die Patienten solle ihre Wohnung verlassen.
Bei der Lehranalyse hatte sich bei dem jungen Arzt ein MCS entwickelt. Die Lehranalytikerin stellte eine psychische Veränderung fest, die sie psychiatrisch nicht zuordnen konnte.
*** eine „Ärzteinformation“ wurde schon vor der Publikationen dieser Schrift auf den Weg gebracht vgl. www.workshop_Anerkennungsverfahren.##
[1] PNP = Polyneuropathie
[2] Schubweise wiederkehrend und lähmende, nicht entspannende Müdigkeit, Myalgie = Muskelschmerzen, Arthalgie = Gelenkschmerz, Pharyngitis = Entzündung des Rachenraumes
[i] Einfügen war unvollständig ####