Umweltmedizin
Zusammenfassung zum Stand der Wissenschaft
Die Umweltmedizin hat eine längere Geschichte als allgemein wahrgenommen wurde. In mehreren Jahrzehnten bildete sich ein solides Fundament. Die Prognosen aus dem Anfang der 60er Jahre von Randolph (Innenraum als Hauptursache von chronischen Vergiftungen) und Carson (Insekten und Vogelsterben) sind alle eingetroffen.
Die Toxine greifen die drei Steuerungselemente des Organismus an: Nerven und Immunsystem sowie Endokrinum. Die Lebensfähigkeit wird ganz allgemein gesenkt, denn die Energieversorgung der Zellen wird reduziert, insbesondre die Denkfähigkeit leidet. Denn die Neuronen sind die stärksten Energieverbraucher.
Die WHO hat die Krankheiten definiert (ICD).
Die Forschung konnte die wichtigsten Pathomechanismen aufklären. Insbesondere die allgemeine Schwäche ist biochemisch aufgeklärt. Die Oxidation am Ende der Atmungskette ist massiv gestört. Der Pathomechanismus ist chronisch, wenn er einmal etabliert ist. Er bleibt stabil auch nach Ende der Exposition.
Biochemische Basis ist der oxidativen Stress, eine Überschussproduktion von ROS (Reactive Oxigen Species), von biochemisch aktivierten Sauerstoffkonfigurationen, welche systemische Entzündungen zur Folge haben. Alle Schadstoffe erzeugen ROS. Sie erzeugen gegenseitige Verstärkung. Sie sind die Erklärung für Kombinationswirkungen (Synergismen) und erfordern die Addition der toxischen Effekte.
Auch die unspezifische Überempfindlichkeit wird heute verstanden. Die Aktivierung des NMDA-Rezeptors erzeugt diese generelle Sensibilisierung. Diese Aktivierung erfolgt als sekundäre Reaktion auf eine ganze Anzahl sehr unterschiedlicher Stoffe. D. h. dass die Primärreaktion dieser Stoffe nicht entscheidend ist. MCS ist so wohl einfach Konsequenz von toxischem Overload, der immunologischen Overload nach sich zieht und schließlich die NMDA-Aktivierung steigert. Ein Summenphänomen wie bei den ROS.
Für den Nachweis und die Bestimmung des Schweregrades stehen einfache Laborparameter zur Verfügung: für Schwäche und Müdigkeit (Stickstoffmonoxid, NO.) und für MCS (NMDA-Rezeptor: Glutamat und Capsaicin). Für die toxische Enzphalopathie ist der Schweregrad klinisch definiert (vgl. Diagnosekriterien)
Umweltmedizin - Teil der funktionellen Medizin
Die Umweltmedizin ist Teil der funktionellen Medizin. Sie kann aber auf tiefgehende originäre wissenschaftliche Wurzeln in den verschiedenen Fachdisziplinen und eine eigenständige Entwicklung verweisen. Sie ist älter als die funktionelle Medizin und hat zu ihrer Entwicklung mit beigetragen. Diagnostik und Therapie sind weitgehend identisch (Übersicht in den Downloads am Ende der Site).
Zeiträume der Umsetzung - Paradigmawechsel
Ashford und Miller setzen für einen „normalen“ Paradigmawechsel zehn Jahre an. Sie orientieren sich am Beispiel der Entdeckung der Heliobakter als Ursache von Magengeschwüren. Es dauerte zehn Jahre, bis die Theorie der Gastritis als Stresssymptom aus der Praxis verschwunden war. Sie argumentieren weiter, dass in Sachen Umweltmedizin besondere Widerstände existieren und dass seit die Umweltmedizin politisch wahrgenommen wird, mit "bissiger Schärfe" dagegen polemisiert würde.
Die Umsetzungszeiträume in der Medizin haben so ihre eigenen Gesetze. Es dauerte 200 Jahre bis nach der Entdeckung des Impfstoffes gegen Pocken die weltweite Umsetzung soweit gediehen war, dass die Krankheit von der Erde verschwunden ist. Betrachtet man die Diskussion um die Akupunktur und die Tatsache, dass der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen erst kürzlich eine Studie verlangt hat, die die Wirksamkeit beweisen soll, dann fällt einem kein Kommentar mehr ein .....
Aktuell stellt sich die Frage, wie lange es dauern wird, bis eine effektive Präventivmedizin dafür Sorge trägt, dass etwa solche Erkrankungen wie MS, Parkinson oder Alzheimer reduziert werden, wann also eine Medizin der chronischen Erkrankungen, die funktionelle Medizin, gleichberechtigt neben der Akutmedizin stehen wird.
Die Beantwortung dieser Frage wird damit verknüpft sein, wie lange die Verallgemeinerung der Erkenntnis benötigt, dass der Mensch eine individuelle Biochemie besitzt, und chronische Krankheiten Inkompatibilitäten von Genen, Genexpression und Umwelt sind.
Widerstände
Gegenüber der Umweltmedizin gibt es zusätzliche Widerstände. Oft begegnet man der Ansicht, es handle sich um einen Gegensatz von Natur- oder „Alternativmedizin“ einerseits und Schulmedizin andererseits. Dies ist unrichtig. Es handelt sich um die Umsetzung neuer Erkenntnisse in Biochemie und Schulmedizin. Beschränkt man sich auf den fachlichen Kern, so stoßen folgende Erkenntnisse auf Unverständnis oder Skepsis:
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dass man mit extrem hohen Dosen von Vitaminen und anderen essentiellen Stoffen Krankheiten heilen kann, die bisher als hoffnungslose Fälle galten – dieses Wissen entwickelte die Orthomolekularmedizin in den letzten Jahrzehnten, doch die Mehrheit hielt an dem Dogma fest, dass jegliche Dosierung von Vitaminen, die über eine optimale Ernährung hinausgehen, verfehlt sei.
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dass Patienten mit psychischen Auffälligkeiten, ja mit schweren psychischen Erkrankungssymptomen von Hyperaktivität bis zu schweren Psychosen durch Ernährungsumstellungen, ggf. durch Nahrungsergänzungspräparate und/oder durch Hyposensibilisierung von Allergien geholfen werden kann. Dass psychische Erkrankungen biochemische und/oder immunologische Ursachen haben können, wird nur theoretisch anerkannt. Es wird sicher noch ein Jahrzehnt dauern, bis wir ermessen können, wie groß der Umfang der Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen mit Psychopharmaka ist.
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dass Toleranz gegenüber Chemikalien so stark sinken kann, dass Personen bereits auf unterdurchschnittliche Belastungen reagieren. Dies verstößt sowohl gegen die toxikologischen Vorstellungen einfacher Dosis-Wirkungsbeziehung, als auch gegen Grundauffassungen der statistischen Epidemiologie.
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dass gleiche Ursachen bei verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Krankheiten führen können und vice versa ganz unterschiedliche Ursachen zur gleiche Erkrankung.
Blockaden
Die MAK-Kommission hat für sensibilisierende Stoffe MCS präzise beschrieben: es sei zwischen initialisierender und auslösender Dosis zu unterscheiden, letztere sei kleiner als erstere, für beide sei derzeit keine Wirkschwelle angebbar. Dennoch wird in Deutschland MCS nicht anerkannt. Hier gibt es Blockaden.
Der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen hat bereits im Umweltgutachten von 1987 erklärt, dass bei der Risikoanalyse auf die Risikogruppen besonders zu achten ist. Im Umweltgutachten 2000 wird nochmals präzisiert, dass dies vor allem auf die kranken Menschen zugeschnitten sein sollte. In der Theorie ist man sich also einig. In der Praxis wird dies aber nicht umgesetzt. Die zur Bewertung herangezogenen Daten basieren entweder auf dem Versuch mit Ratten, die bessere Entgifter sind als der Mensch - der ADI-Wert - oder auf Durchschnittswerten von gesunden Erwachsenen. Hier gibt offensichtlich entscheidende Blockaden.
Statt jener Forderung des SRU von 1987 nachzukommen, auf jene Risikogruppen „das Hauptaugenmerk zu legen“ und unter dieser Prämisse eine wissenschaftliche Sachdebatte zu führen, werden Hypothesen über ganz neue psychische Krankheiten ausführlich diskutiert: etwa die These, immer mehr Menschen würden bei der Lektüre von Toxikologiebüchern, entsprechende Symptome entwickeln – Toxikopie oder Noceboeffekt. Gleichzeitig wird die Literatur, die geeignet ist, die Prämisse des SRU zu erfüllen als „unseriös“ abgelehnt und deren Lektüre von vorn herein verweigert.
Obwohl es in der Wissenschaft den Unterschied von „seriös“ und „unseriös“ nicht gibt, gilt diese Denkrichtung nicht nur als wissenschaftlich vertretbar, sondern ist – durch Einschüchterung - stark genug, jene Sachdebatte zu unterbinden. Deshalb musste einerseits diese These wissenschaftlich geprüft werden, indem nach ihren Grundlagen gefragt wurde. Derzeit nach fast 7-jähriger Diskussion besitzt sie weder wissenschaftliche – etwa Studien – noch andere materiellen Grundlagen – etwa eine Kasuistik mit eindeutiger Diagnose oder gar ein Beispiel einer erfolgreichen Psychotherapie. Zum anderen war es notwendig den Mechanismen der Zensur nachzugehen.
Wiederherstellung der medizinischen Versorgung für Umweltpatienten
Für die medizinische Versorgung von Umwelt-Patienten muss eine sachbezogene Atmosphäre geschaffen werden, die niemandem erlaubt per Vorzensur inhaltlich zu lenken. Geschieht dies weiterhin, werden die Kosten des Gesundheitssystems weiter explodieren.
Deshalb wurde der tatsächliche internationale Stand der Wissenschaft in Sachen Umweltmedizin von verschiedenen Aspekten her beleuchtet. Deren vertiefte Darstellung ist im wesentlichen unter funktioneller Medizin zu finden, deren gutachterliche Umsetzung unter „Recht bekommen“.