HCB
Unfall erzeugt chemogene Porphyrie
Hexachlorbenzol (HCB) zeigte seine enorme Giftigkeit 1956, als in der Türkei in einem Dorf das Saatgetreide gegessen wurde, das mit HCB gebeizt war. HCB erzeugt eine Krankheit, die bis dahin nur als eine seltene, durch genetische Störung bedingte Erkrankung bekannt war: die Porphyrie. Sie ist eine Stoffwechselerkrankung. Gestört ist der Auf- und Abbau des Porphyrinringes, der zentralen Funktionseinheit des Hämoglobins.
Die Porphyrie bedingt körperliche Schmerzen, z.B. Gelenkschmerzen, und teilweise starke psychische Störungen. Einige Zwischenprodukte des Porphyrinstoffwechsels sind starke Neurotoxika. Sie müssen schnell weiterverarbeitet werden. Geschieht dies nicht, so ergeben sich entsprechend starke Störungen des zentralen Nervensystems mit der Folge, dass sowohl die psychische Leistungsfähigkeit als auch anderes Stoffwechselgeschehen gestört ist.
HCB war das erste Beispiel für eine chemogen erzeugte Porphyrie. Mittlerweile ist bei über 3.000 chemischen Substanzen die Porphyrinogenität nachgewiesen.
Langjährige Folgen trotz Verbot
Die Katastrophe in der Türkei führte zum Verbot des HCB 1978. Dennoch zeigten sich in zwei völlig von einander unabhängigen Untersuchungen in zwei deutschen Umweltpraxen, dass Hexachlorbenzol nach wie vor Einfluss auf Umwelterkrankungen nimmt. Hohe HCB-Werte gelten in den USA als „german marker“. Eine quantitative Auswertung ergab, dass die kritische Zone bereits beim Doppelten bis Dreifachen der durchschnittlichen Belastung von 0,5 µg/l Blut erreicht wird. Der arbeitsmedizinische „Referenzwert“ von 4 µg/l Blut liegt demnach im Bereich adverser Reaktionen.
Quellen, Ubiquitarität und Trend
Hexachlorbenzol ist ebenso ubiquitär wie die Dioxine und die PCB’ s. Der direkte Einsatz von HCB in den 50er und 60er Jahren erklärt die hohe Grundbelastung nicht. Anfang der 80er Jahre fand sich eine starke Bodenbelastung mit HCB neben einer Müllverbrennungsanlage in der Schweiz. Die oben genannten Praxen befanden sich beide in Orten, die auch Standort einer Müllverbrennungsanlage waren. So ist anzunehmen, dass HCB bei vielen Prozessen als Nebenprodukt entstanden ist, besonders bei thermischen. Da HCB im Organismus zu Pentachlorphenol (PCP) metabolisiert wird, zeigt es eine geringere biologische Halbwertszeit als die Dioxine oder die PCBs. Es ist auch eine stärkere Abnahme der Grundbelastung der Bevölkerung in den 90er Jahren zu beobachten.