ERNÄHRUNGSSTATI
Elementanalyse: Mineralienversorgung und toxische Schwermetalle
Diagnostische Schwierigkeiten bereitet die Speicherung von Mineralien und die gute Kontrolle und Überwachung der Blutkonzentrationen durch eine Vielzahl von biochemischen Mechanismen, die dafür sorgen, dass sich Abweichungen von den physiologisch gesunden Konzentrationen rasch wieder zurückbilden. Dieses sehr effektive Clearance bedingt, dass Messungen von toxischen Schwermetallen und essentiellen Mineralien im Blut nur wenig aussagekräftig sind. Sie geben nur Auskunft über eine akute oder kürzlich stattgefundene Exposition oder Fehlernährung. Soweit das Blut-Clearance zur Ausscheidung führt, ergeben sich erhöhte oder verminderte Urinwerte, für die das gleiche gilt: sie liefern Informationen nur über akute oder kürzlich stattgefundene Expositionen oder Unterversorgungen.
Es gibt einen Speicher, der ohne invasive Gewebebeprobung zugänglich ist, nämlich das Haar. Nachdem die amerikanische Umweltbehörde EPA 1979 auf der Basis von über 400 Berichten den Schluss gezogen hat, das Haar sei eine repräsentative Informationsquelle für Elemente, hat
GSDL (Great Smokies Diagnostic Laboratories) die Haaranalyse als diagnostisches Instrument entwickelt.
Für weniger als 100 € bekommt man Informationen über 12 toxische Schwermetalle und 21 essentielle Elemente. Außerdem wird eine Interpretation gegeben. GSDL hat dazu die Literatur aufgearbeitet und schickt einen Fragebogen mit, dessen feed-back ständig eingearbeitet wird. So erhält man nicht nur Auskunft über langzeitliche Exposition gegenüber Schwermetallen und Ernährungsdefizite, sondern auch Hinweise auf mögliche biochemische Besonderheiten oder Stoffwechselstörungen des Organismus, die sich aus der Interpretation von Mustern ergeben. So können hohe Werte von Calcium, Magnesium, und Zink Hinweis auf eine Störung der Speicherung und damit auf eine Minderversorgung sein. Über den patientenspezifischen Ausdruck hinaus, werden ausführliche „Interpretive Guidelines“ angeboten.
Blut- und/oder Urinbeprobung wird als Follow-up empfohlen.
Soweit sich Hinweise auf eine erhöhte Speicherung von toxischen Schwermetallen ergeben haben, ist es wichtig, die Mobilisierbarkeit des oder der Schwermetalle zu testen. Dazu wird der Urin-Provokationstest als Follow-up angeboten: Bestimmung des oder der Schwermetalle vor und nach der Gabe eines geeigneten starken Ausleiters.
Schwermetalle-Krankheiten-Matrix
Vitamine
Hochdosistherapie mit Vitaminen ist seit der Entwicklung der Orthomolekularmedizin bekannt. Es handelt sich dabei um sehr hohe Dosen, die nichts mit dem Ausgleich von Vitamindefiziten wie sie bei klassischen Vitaminmangelerkrankungen bekannt sind, wie etwa Skorbut oder Beriberi, zu tun haben.
Die Bestimmung von Vitaminen im Blut ist ebenso wie die der Elemente nur von geringer Aussagekraft. Langzeitdefizite zeigen sie nicht an und es können sich auch Falschnegativergebnisse einstellen, wenn eine gute Versorgung ernährungsseitig mit einem erhöhten Bedarf zusammentrifft.
Es sei deshalb auf das folgende Kapitel „Aminosäuren“ und auf die Therapiepage: B II, 3 „Nahrungsergänzung“ verwiesen.
Aminosäuren
Ungleichgewichte von Aminosäuren (AS) treten bei vielen Krankheiten auf: Herzerkrankungen, Depression, Chronisches Fatique (CFS), Parkinson, chronische Schmerzen, Entgiftungsblockaden ..... Dabei handelt es sich nicht nur um Defizite bei essentiellen oder halbessentiellen (werden vom Organismus synthetisiert, aber nicht in ausreichendem Maß) AS. In allen Stoffwechselprozessen, die zumeist als Stoffkreisläufe (Stickstoffkreislauf, Zitronensäurezyklus ....) organisiert sind, spielen Aminosäuren eine Rolle: beim Auf- und Abbau von Enzymen, Coenzymen, deren Hilfsstoffen, Neurotransmittern, Hormonen etc. Dabei haben die AS-Konzentrationen Einfluss auf Enzym- und Neurotransmitteraktivitäten, die Genexpression, die pH-Regulation, die Schmerzkontrolle, die Entgiftung in der Leber, Hormonspiegel etc.
Erhöhte oder erniedrigte Level können Hinweise auf erhöhten Bedarf von Mineralien (etwa Molybdän, Eisen, Zink ...) oder Vitamine (B6, A, C, ...) sein, wie auch auf einen „undichten Darm“ (zu hohe Permeabilität), Dysbiose oder andere Störungen der Verdauung, oxidativen Streß, ein Infarktrisiko, etc ...
GSDL bestimmt die 8 essentiellen, 4 semiessentiellen AS, alle 22 Proteinbausteine und 21 weitere AS im 24-h-Urin. Der Befundbericht umfasst die Einzelergebnisse, woraus sich mögliche Defizite bei den essentiellen AS unmittelbar ergibt, und 18 weitere Beurteilungen für Fragen, wie mögliche andere Defizite oder Hinweise auf Erkrankungen. Letztere sind jeweils übersichtlich als Wahrscheinlichkeiten in einer Skala von 0 bis 10 dargestellt. Der Skalenwert wird errechnet. Grundlage dafür sind Interpretationsmuster aus mehreren Einzelergebnissen;
Beispiele:
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erhöhter Molybdänbedarf möglich: Taurin Ý, bei ß–Alanin im Normbereich und Cystein Ý bei Lysin und Ornithin im Normbereich ® Haaranalyse.
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Gehemmte oder überlastete Entgiftung möglich: Methionin ¯, Glycin¯, Gluthathion¯, ® Detoxprofil
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„undichter Darm“ möglich: Anserin Ý, Carnosin, bei normalen oder leicht erniedrigten essentiellen AS und Leusin¯, Isoleusine¯, Valine¯ ® großer Stuhltest
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Herzinfarktrisiko möglicherweise erhöht: Homocystein, Cystathion¯, und Methionin, Cystein oder Taurin erhöht oder erniedrigt ® Kardiovasulärer Test
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Abnorme Werte bei Dopamin und Cathecholamin die Regulatoren des Gemüts möglich: Tyrosin¯, Phenylalanin¯
Mit Aminosäuregleichgewichten assoziierte Gesundheitsstörungen
Fettsäuren
Fettsäuren wurden lange Zeit nur als Energiespeicher gesehen. Sie sind aber darüber hinaus Bausteine der Zellmembranen und bestimmen die Qualität und Funktionsweise – etwa die Permeabilität – mit. Noch wichtiger ist ihre Funktion als lokale Hormone bei der Steuerung von Entzündungen. Damit sind sie entscheidend am Selbstschutz des Organismus beteiligt. Da chronische Erkrankungen durch Entzündungen in unserer Gesellschaft epidemische Ausmaße angenommen haben, ist die Beachtung der essentiellen Fettsäuren, ihrer Metaboliten und Ungleichgewichten bei den Fettsäuren überhaupt von entscheidender Bedeutung bei chronischen Erkrankungen.
GSDL bietet einen Test auf 30 Fettsäuren, die Bestimmung der 5 klinisch wichtigsten Massenverhältnisse und die prozentuale Verteilung der wichtigsten Fett-Familien an, seit es möglich wurde die Fettsäuren in den Zellmembranen zu bestimmen. Die Auskünfte durch Fettsäuren im Serum sind nicht verlässlich. Bisher haben die Ärzte soweit überhaupt mit Lein- und Fischöl „aus der Hüfte geschossen“ und die Frage auf Basis der klinischen Entwicklung beurteilt.
Entscheidenden Einfluss auf die Immunantworten haben die Eicosanoide (von gr. Eicos = zwanzig, da sie alle 20 C-Atome aufweisen): Prostaglandine, Leukotriene und Thromboxane. Diese Stoffe entstehen direkt aus essentiellen Fettsäuren. Dabei leiten sich pro-entzündliche Eicosanoide von der Archidonsäure (AA, 20:4) und die antientzündlichen von der Eicosapentaensäure (EPA, 20:5) ab. Die AA gehört der w-6 Familie an und die EDA der w-3 Familie. Das w-6/w-3 Verhältnis hat sich aufgrund von exzessivem Gebrauch von Pflanzenölen so dramatisch erhöht, dass die fast „epidemische Zunahme“ von Krankheiten durch chronische Entzündungen aus dieser Warte keine Überraschung darstellt.
Insbesondere sind Heilerfolge durch Fischöl bei entzündlichen Darmerkrankungen nachgewiesen, bei sytemischen Lupus erythematosus (SLE) und rheumatischer Arthritis. Außerdem muss bei der Verschiebung der Verhältnisse bei den Prostaglandinen (PGE1ß, PGE2Ý) erhöhte Produktion von Auto-Immunantikörpern erwartet werden.
Durch Desaturierung und Verlängerung (Umkehrung der ß-Oxidation) wird aus EPA Docohexensäure (DHA, 22:6) die längste und am weitesten ungesättigte Fettsäure gebildet. Länge und Desaturierungsgrad regeln in den Membranen die Elastizität und Permeabilität. Besonders in den Nervenzellen ist ein hoher Anteil der DHA erforderlich. Mangel an w-3-Säuren hat Auswirkungen auf viele psychologische und neurologische Funktionen. Der Einfuß auf Aggression und Gewaltbereitschaft ist nachgewiesen
AA und EPA können über Denaturasen und die Elongase aus Linolsäure (LA, 18:2, w-6) und Linolensäure (ALA, 18:3, w-3) gebildet werden, sind demnach semiessentiell. Die d-6-Desaturase weisst beim Säugling fast keine Aktivität auf, so dass die enormen Mengen an EPA und DHA zum Aufbau des zentralen Nervensystems durch die Muttermilch zugeführt werden muss. Die d-6-Desaturase-Altivität nimmt auch mit zunehmenden Alter, durch Alkohol, bei Einfluss von CFS-auslösenden Viren (EBV), Allergien, Insulinrestistenz und Insulinmangel und interessanterweise durch extreme Linolensäurediät ab.
Das w-6/w-3 Verhältnis wird dadurch nicht verändert. Allerdings sinkt die Konzentration der Dihomo-?-Linolensäure (DGLA, 20:3, w-6), die antientzündliche Prostaglandine bildet. Vor allem sinkt die DHA-Produktion.
Konsequenz sind neurologische Probleme wie Parästhesien, Depression, Demenenz, Alzheimer. Außerdem ergibt sich ein Zusammenhang mit dem Syndrom X: erhöhtes Cholesterin und Triglyzerine im Serum, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Diabetes. Tatsächlich konnte in zwei bedeutenden Studien gezeigt werden, dass sich mit Fischöl das Infarktrisiko dramatisch senken lässt.
Die Lehre aus den bisherigen Erkenntnissen dieses relativ neuen biochemischen Wissensgebiet ist, dass der Fettsäureauf- und –abbau (einschließlich deren Speicherung) nicht in erster Linie eine Funktion der Menge ist, auch nicht eine Funktion der Aufnahme essentieller Fettsäuren, sondern einer ausgewogenen Ernährung bezogen auf alle Fett-Familien (® Tabelle). Vor exzessiver Selbsttherapie sei an dieser Stelle ebenfalls gewarnt.
Download:
Roots, Wurzel der Umweltmedizin, I